Orthopädische Einlagen gehören zu den am häufigsten eingesetzten und vielseitigsten Hilfsmitteln in der Vorbeugung und Behandlung von Fußerkrankungen. Dennoch galt ihnen in den wissenschaftlichen Diskussionen bisher nur nachgeordnetes Interesse. Dabei können viele schmerzgeplagte Patienten mit den richtigen Einlagen enorme Erleichterung erfahren!
Behandlungserfolg durch Einlagen
Um einen echten Behandlungserfolg mit dem Tragen von Einlagen erzielen zu können muss zunächst klargestellt werden, dass die in Kaufhäusern oder Schuhgeschäften frei erhältlichen Einlagen nichts mit orthopädischen „plantaren Fuß-Orthesen“ gemein haben. Diese überall käuflichen losen Einlegesohlen sind in hohen Stückzahlen vorgefertigt und sollen den Fuß polstern, stützen, überflüssigen Raum ausfüllen oder gegen Kälte isolieren.
Es ist einleuchtend, dass ihre Wirkung nie das gewünschte Ergebnis erzielt, denn so wie jeder Mensch eine eigene charakteristische Fußform hat und sich auf seine eigene Weise bewegt und seine Füße belastet, kann auch nur eine eigens für ihn hergestellte Einlage überhaupt funktionieren.
Grundsätze der Einlagenversorgung
Aufgrund der Komplexität der Fußbeschwerden gestaltet sich eine systematische Einteilung der Einlagen als sehr schwierig: sie werden nach ihrer Zielvorgabe, ihrer Funktion, der Art ihrer Herstellung und nach dem verwendeten Material unterschieden.
Traditionell sollen Einlagen korrigierend, stützend, entlastend oder bettend wirken, d.h. sie werden zur statischen Kompensation und Vorbeugung vorliegender Fehlformen eingesetzt.
Die Indikation für korrigierende Einlagen ist nur am wachsenden Skelett zu stellen, um eine formende Kraft auszuüben. Bei Kindern mit einer sichtlichen Entwicklung zum kindlichen Plattfuß werden neuerdings neurologische Einlagen mit durchwegs guten Erfolgen eingesetzt, um durch die gezielte Stimulation propriozeptiver Strukturen in der Fußsohle die Funktion der Haltung und des Ganges zu beeinflussen.
Organische Werkstoffe und Kunststoffe für Einlagen
Für die Herstellung von Einlagen stehen organische Werkstoffe und Kunststoffe zur Verfügung. Leder, Kork, Holz, Filz, Gummi z.B. sind biegsam und weich, verschleißen jedoch relativ rasch. Die unterschiedlichen Kunststoffe, die zur Einlagenversorgung verwendet werden, haben unterschiedliche Härtegrade, sind jedoch nicht isolierfähig gegen Wärme und Kälte und auch nicht gut schweißaufsaugend.
Oft ist eine Kombination von organischen Stoffen und Kunststoffen sinnvoll, um die positiven Eigenschaften beider Materialien zu nutzen.
Anwendungsgebiete von Einlagen
Jede einzelne Art von Einlagen hat ihren spezifischen Aufbau und einen ganz eigenen funktionellen Wert. Sie können als Alternative zur Operation eingesetzt werden, allerdings nur wenn eine realistische Beschwerdelinderung zu erwarten ist und das Aktivitätsniveau des Patienten nicht eingeschränkt werden muss.
Eines muss jedoch ganz klar betont werden:
Eine Einlage kann keine bestehende Fußform korrigieren, sie dient lediglich zur Verbesserung des Gangablaufes und im optimalen Fall zur Schmerzbeseitigung.
Es ist somit die Pflicht des Orthopäden, den Patienten genau darüber aufzuklären, was er von einer Einlagenversorgung realistisch erwarten kann und welche Alternativen noch zur Verfügung stehen.
Sinnvoller Einsatz von Einlagen
In der Nachbehandlungsphase nach erfolgter Operation bieten Einlagen eine sinnvolle Unterstützung zur raschen Wiederherstellung einer schmerzfreien Belastung. Freizeit- und Leistungssportler spüren meist gewaltig den Vorteil der Einlagen, besonders in den Belastungsspitzen.
Eine sehr wichtige und große Patientengruppe stellen die Patienten mit Diabetes Mellitus dar! Diese können enorm von den richtigen Einlagen profitieren, denn gerade sie sind mit den nachfolgenden Gefahren dieser Krankheit wie Durchblutungsstörungen und Druckulzera konfrontiert.
Besonders hautschonendes Material und die richtige Bettung des Fußes kann hier die Entstehung von Komplikationen vermeiden. Häufig ist bei diesen Patienten gleichzeitig eine entsprechende Schuhversorgung in Kombination notwendig.
Maß- und Modellverfahren
Um eine individuelle Einlagenversorgung durchzuführen, bedarf es eines sorgfältig hergestellten Modells. Da Einlagen einen enormen Einfluss auf die gesamte Statik und Motorik des Körpers haben, muss eine gründliche Untersuchung des Bewegungsapparates erfolgen. Unterschiede in den Beinlängen, Sehnenverkürzungen, Schiefhaltungen usw. sind dabei zu erkennen und in Betracht zu ziehen.
Die Wirkung einer Einlage spielt sich nicht nur im Schuh ab!
Im Optimalfall wird ein dreidimensionales Fußmodell erstellt und daraufhin die Einlage angepasst. Die elektronische Fußdruckmessung liefert sehr gute Zusatzinformationen über den dynamischen Fußdruck, bleibt jedoch eine eindimensionale Darstellung des Fußes auf dem Papier.
Zudem ist zu bedenken, dass sich jeder Fehler beim Maßnehmen auf das Endprodukt Einlage überträgt.
Einlagen nach Maß
Um eine möglichst optimale Wirkung einer Einlage zu erzielen muss der Prozess von der Untersuchung, des Maßnehmens, der richtigen Zielsetzung, der Herstellung und der Materialwahl, so akribisch genau wie möglich beschritten werden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Orthopäden, dem Podologen und des orthopädischen Schuhtechnikers ist dabei enorm wichtig, um auch nach der Einlagenherstellung weitere Änderungen an der Einlage vornehmen zu können.
Am wichtigsten ist jedoch die Kommunikation zwischen Patient und Arzt, denn nur gemeinsam kann so lange an einer Einlage „herumgefeilt“ werden, bis sie den gewünschten Effekt bringt.